Vietnamesische Asylsuchende

Infolge des Zusammenbruchs des sozialistischen Systems im Ostblock reisten meist ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter Anfang der 90er – Jahre in die vereinte BRD ein, um einen Asylantrag zu stellen. Andere Vietnamesen reisten aus Vietnam mit dem Flugzeug in die osteuropäischen Länder ein und kamen über die grüne Grenze in die BRD. Sie stellten Asylantrag in der Hoffnung, in der BRD bleiben zu dürfen. Nur wenige Asylbewerber wurden als politische Flüchtlinge anerkannt. Die abgelehnten Asylbewerber erhielten jedoch einen de-facto Status der Duldung aufgrund unzumutbarer Rückkehr in ihre Heimat, weil vietnamesische Behörden damals die Ausstellung eines Einreisevisums für Vietnam bzw. die Wiederaufnahme verweigerten. Diese Duldung ist aber kein gesicherter Aufenthaltsstatus. Im Jahr 1995 unterzeichneten die BRD und die SRV das Rückübernahmeabkommen, wobei es sich um die Wiederaufnahme von ausreisepflichtigen Vietnamesen durch die SRV und um die Rückkehrhilfe durch die BRD handelt. Infolgedessen wurden bis ins Jahr 2000 etwa 10.000 Vietnamesen in ihre Heimat zurück gebracht.

Im Jahr 2009 waren vietnamesische Asylbewerber mit 1.115 Asylerstanträgen die sechstgrößte Gruppe der Asylbewerber in der BRD. Die vietnamesischen Neuankömmlinge stammen meist aus Mittelvietnam, wo sie und die anderen Dorfbewohner von jährlichen Naturkatastrophen betroffen sind. Sie wurden von ihren Familien nach Europa geschickt, um mit dem hier verdienten Geld die Existenz der Familienangehörigen in Vietnam zu bestreiten. Sie wurden von Schleppern mit Versprechen über ein gutes Leben bzw. guten Geldverdienst nach Deutschland gelockt.

Die abgelehnten Asylbewerberinnen versuchen oft über ein Kind die Aufenthalts- Arbeitsgenehmigung zu erhalten, weil die Mutter zusammen mit dem Kind, dessen Vater entweder einen deutschen Pass oder eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis hat, weiter in Deutschland bleiben darf. Die anderen Ausreisepflichtigen werden von vietnamesischen Beamten in Anwesenheit der Bundespolizei als vietnamesische Staatsangehörige identifiziert und dann aufgrund des Rückübernahmeabkommens von 1995 nach Vietnam zurück gebracht.

Autor: Diem Quynh Le

Quellen

Will, Gerhard, 2002. Chancen und Risiken deutscher Politik in Vietnam, S. 14;  Wolf, Bernd, 2007. Die vietnamesische Diaspora in Deutschland, S. 8; Ebd., S.9; Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, 2009. Asyl in Zahlen 2009, S. 11; Marina, Mai, 2010. Das Elend im Schlepptau. Internet: www.taz.de/1/berlin/artikel/1/das-elend-im-schlepptau/; Ferda, Ataman, 2009. Ohne Rückflugticket. Internet: www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/ohne-rueckflugticket/1530348.html

Über Pho Vu
Ich mag fremde Kulturen und Sprachen. In der Freizeit schreibe ich gern über Vietnam.

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