Vietnamesische Boat-People
Mit der Unterzeichnung des „Abkommens Paris“ 1973 zog die US-Armee sich aus Vietnam zurück. Im April 1975 endete der Vietnam-Krieg durch die bedingungslose Kapitulation der Republik Südvietnam. Infolgedessen verließen die Elite, Militärangehörige und Beamte der südvietnamesischen Regierung das Land. Die neu gewählte Nationalversammlung des vereinten Vietnam beschloss am 02.07.1976 den einheitlichen Staatsnamen „Sozialistische Republik Vietnam“, die von der sozialistischen Partei regiert wurde. Nach Kriegsende fand die Eingliederung des Südens in die Planwirtschaft und das zentralisierte Verwaltungssystem des Nordens statt. Die Folgen des Kriegs führten Vietnam in eine gravierende Wirtschaftskrise.
Zwischen Ende der 70er – und Ende der 80er Jahren flüchteten Vietnamesen aus wirtschaftlichen und/oder politischen Gründen auf kleinen Fischerbooten über das Südchinesische Meer ins Ausland. Die Überlebenden dieser Fahrten wurden in Auffanglager der asiatischen Nachbarländer gebracht und warteten auf die Aufnahme in Drittstaaten im Rahmen des Hilfsprogramms des UNHCR (Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen). Ein Teil davon wurde als Kontingentflüchtlinge auf Grundlage des Gesetzes über Maßnahmen im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen 1980 aufgenommen und kam in die BRD. Andere „Boat-People“ wurden von Sonderschiffen auf dem Meer gerettet und direkt in die BRD gebracht. „Cap Anamur“ war eines der wichtigsten Rettungsschiffe aus dieser Zeit, vor allem für die damaligen vietnamesischen „Boat – People“.
Bis 1990 nahm die Bundesrepublik Deutschland 45.779 vietnamesische Kontingentsflüchtlinge und ihre Familienangehörigen im Rahmen der Familienzusammenführung auf. Hier erhielten vietnamesische Bootsflüchtlinge Unterstützung durch Maßnahmen zur Integration, die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, Sprachförderung, berufliche Aus- und Weiterbildung sowie Umschulung, Bafög, soziale Beratung und Betreuung umfassten.
Anlässlich der Veranstaltung zur Erinnerung an 30 Jahre Flüchtlingsleben in Bayern 2009 fasste der Stadtrat Hans Podiuk die erste Zeitphase der „Boat-People“ in München zusammen: Am 29.11.1978 beschloss der Stadtrat der Landeshauptstadt München zuerst 30 vietnamesische Flüchtlinge aufzunehmen und weitere 50 im Juli 1979. Sie wurden in der staatlichen Unterkunft in Allach und im städtischen Haus am Kirchweg untergebracht. Es gab bei den Flüchtlingen viele unterschiedliche Probleme, wie Ausbildung, traumatische Erlebnisse, Heimweh. Sie bekamen Betreuung insbesondere vom Paritätischen Wohlfahrtsverband und vom Verein BA VI e.V., der zwecks der Hilfe zur Selbsthilfe für Vietnamflüchtlinge 1979 in Zusammenarbeit zwischen vietnamesischen Beratern und deutschen Mitgliedern gegründet wurde.
Die Politik der „Öffnung“ Vietnams, insbesondere für Auslandsvietnamesen, wobei es sich um die Pflege bzw. den Ausbau der Beziehungen Vietnams zu den im Ausland lebenden Vietnamesen handelt, ermöglicht den ehemaligen Flüchtlingen die alte Heimat zu besuchen und im heutigen Vietnam zu investieren. Dadurch werden ihre Kontakte zu Vietnam weiterhin aufrechterhalten.
Author: Diem Quynh Le
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Quellen
Wolf, Bernd, 2007. Die vietnamesische Diaspora in Deutschland,S.4, Beuchling, Olaf, 2001. Vom Bootsflüchtling zum Bundesbürger. Migration, Integration und schulischer Erfolg in einer vietnamesischen Exilgemeinschaft, S.21, Wolf Bernd, 2007. Die vietnamesische Diaspora in Deutschland, S.4; Le, Quang Thanh. Đặc San Hồi Tưởng 30 Năm Tỵ Nạn. Erinnerung an 30 Jahre Flüchtlingsdasein, S. 24ff.