Mehr durch Krieg und Auseinandersetzungen als durch normales Alltagsleben waren die letzten 50 Jahre vietnamesischer Geschichte geprägt. Während sich die kommunistische Regierung der Demokratischen Republik Vietnam (DRV) im Krieg sowohl gegen Frankreich als auch gegen die USA tapfer schlagen konnte, versäumte sie es, eine entsprechende Entwicklungsstrategie für Friedenszeiten zu erarbeiten. Ein ökonomisches Fundament versuchte man zuerst in Anlehnung an das chinesische Modell zu errichten. Die Bodenreform, die nach diesem Vorbild in Nordvietnam in den 50er-Jahren durchgeführt wurde, entsprach nicht den vietnamesischen Gegebenheiten, sodass man nun auf das sowjetische Modell umschwenkte.
Der erste Fünfjahresplan der DRV 1961 bis 1965 sah demzufolge den Aufbau einer eigenen Schwerindustrie vor. Durch den Krieg gegen die USA wurden aber alle Pläne zunichte gemacht. Nach dem Sieg über die USA und der Wiedervereinigung Vietnams verabschiedete die vietnamesische Regierung auf dem IV. Parteitag der KPV 1976 ein Entwicklungsprogramm, das dem Land endlich eine florierende Wirtschaft und ein hohes Lebensniveau verschaffen sollte. Ein Mittel, dieses Ziel zu erreichen, sah man in der Ausdehnung des nordvietnamesischen, der Sowjetunion nachempfundenen Modells auf das ganze Land. Auf dem V. Parteitag 1982 musste jedoch festgestellt werden, dass die Ziele des letzten Parteitags nicht realistisch waren.
In dieser Zeit befand sich das südostasiatische Land in einer wirtschaftlich und sozial schlechteren Lage als im Krieg. 1978 lag die Pro-Kopf-Zuteilung an Reis 22 % unter derjenigen der Kriegszeit. Neben Naturkatastrophen und verfehlter Wirtschaftsreform gab es für diesen Zustand auch außenpolitische Gründe. Der Einmarsch 1978 in Kambodscha brachte Vietnam die internationale Isolation und schluckte für die Zeit des vietnamesischen Engagements in seinem Nachbarland weitreichende Mittel. Diese gespannte Situation führte zu heftigen Diskussionen über den weiteren Entwicklungskurs, die schließlich auf dem VI. Parteitag 1986 in einen Umschwung der vietnamesischen Politik (Doi Moi) mündeten.
In der Industrie wurden die Konsumgüterproduktion, das Handwerk und der Dienstleistungssektor – und hier vor allem der Vietnam Tourismus – gefördert. Weiterhin setzte Vietnam auf ausländische Investoren, die das nötige Kapital, aber auch Know-how ins Land bringen sollten. Trotz eines sehr liberalen Investitionsgesetzes aus dem Jahre 1988 kamen die Investoren zunächst recht langsam nach Vietnam. Hauptursache dafür war das erst Anfang 1994 aufgehobene Handelsembargo der USA, das seit 1964 für Nordvietnam, ab 1975 für das ganze Land galt.
Diese Schritte zu einer Verbesserung der Wirtschaftslage sahen zunächst viel versprechend aus, dennoch kam es bei der Realisierung durchaus zu Schwierigkeiten. Ein ganz bedeutender Einschnitt war zweifellos der Zusammenbruch der Sowjetunion 1991, mit dem für Vietnam beträchtliche Hilfeleistungen, aber auch ein riesiger Absatzmarkt wegfielen. Der VII. Parteitag der KPV 1991 warf viele Fragen über den weiteren Entwicklungsweg Vietnam auf. Konservative und reformerische Ansichten prallten erneut aufeinander. Wieder wurde keine langfristige Strategie entworfen, sondern weiterhin nur die Lösung von Tagesaufgaben angegangen – eine Politik, die in den letzten Jahren dennoch recht beachtliche Erfolge er zielte.
Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungsstrategie des KRV sieht bis zum Jahr 1995 die Überwindung der Wirtschaftskrise, bis zum Jahre 2000 die Weiterentwicklung der Wirtschaft und die Steigerung des Pro-Kopf- Einkommens auf 400 US-Dollar, sowie bis 2008 auf 1000 US-Dollar vor. Seit den Beitritten in den Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) 1995, die ASEAN-Freihandelszone (AFTA) 1995, die Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) 1997 und der Aufnahme in die Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr 2007 ist Vietnam für viele internationale Unternehmen beliebter denn je.
Um seine Marktliberalisierung Schritt für Schritt Realität werden zu lassen, beschloss die KPV auf dem IX. Parteikongress im Jahr 2001, seinen neuen Reformkurs noch mehr zu intensivieren. Neben der wirtschaftlichen Umstrukturierung soll die Modernisierung des politischen Bereiches gezielt vorgenommen werden, ohne jedoch die Sonderrolle der KPV einzugrenzen. Die Verfassung Vietnams wurde 2002 geändert und um zwei wichtige Passagen erweitert, um ein marktorientiertes Wirtschaftssystem und einen Rechtsstaat anstreben zu können.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die vietnamesische Regierung seit 1986 auf die Modernisierung der Wirtschaft gesetzt hat. Modernisierung heißt Marktliberalisierung. In politischer Hinsicht wurden damit in den letzten Jahren ab 2001 alle Weichen für die optimale Erhöhung des wirtschaftlichen Entwicklungspotenzials gestellt.
Copyright © 2024 | MH Purity WordPress Theme by MH Themes||Flughafentransfer mit VU Limousinenservice München